Investieren mit Peter Lynch
Allgemein ist wichtig, dass man sich überlegt, wofür und mit welchem Ziel man überhaupt eine Aktie kauft. Man sollte wissen, um welches Unternehmen es sich handelt. Für diesen Ansatz war auch Peter Lynch, ein sehr erfolgreicher Fondsmanager aus den USA bekannt.
Lynch erwirtschaftete eine Rendite von knapp 30% über 19 Jahre. Das Fondsvolumen wuchs in dieser Zeit von 18 Millionen Dollar auf über 14 Milliarden. Er schrieb über das Investieren mehrere Bücher, unter anderem „One Up on Wall Street“, in welchem er neben seinem Vorgehen beim Investieren auch sechs Aktienkategorien beschrieb.
Um ein grundsätzliches Gefühl für verschiedene Unternehmen und deren Entwicklungen zu bekommen, stellen wir Euch heute die 6 Kategorien vor.
Slow Grower, Lynchs unbeliebteste Kategorie
Diese Unternehmen wachsen „langsam“, das heißt also sie wachsen so schnell wie die Wirtschaft oder maximal etwas schneller. Slow Grower haben in der Regel bei gutem Geschäft einen stabilen Chart, aber können nicht mit großen Kursexplosionen aufwarten, weshalb Lynch sie nicht schätzte. Für Privatanleger, die auf sicheren Vermögensaufbau- bzw. erhalt aus sind, machen diese Unternehmen aber Sinn.
Oft findet sich hier eine stabile Dividende. Slow Grower waren mal Fast Grower, bis das Wachstum zum Beispiel durch normale Limitierungen (Bevölkerungsanzahl, Haushalte…) fiel. Aktien wie „Unilever“ oder „Nestlé“ sind Slow Grower. Ebenso kann man Slow Grower natürlich in Krisen gut einsammeln.
Stalwarts, also Average Grower
Hier finden sich bereits recht große (nach der Marktkapitalisierung) Unternehmen, die aber schneller wachsen als Slow Grower. Das Gewinnwachstum liegt hier bei 5% oder mehr, bishin zu 15% Wachstum. Hat man seine 50% oder etwas mehr bei einem Stalwart gemacht, denken Fondsmanager wie Lynch über einen Verkauf nach.
Man kann bei Stalwarts kein extremes Wachstum von 20% oder mehr erwarten. Hier sollte man also auch wieder überlegen, wofür man die Aktie besitzt. Ein Stalwart ist zum Beispiel Home Depot aus den USA.
Fast-Grower
Das sind schnellwachsende Unternehmen, die ein Gewinnwachstum von 20% pro Jahr oder mehr vorweisen können. Hier macht man die Multibagger, die 10- oder gar 100-Bagger. Die Marktkapitalisierung ist in der Regel klein, das Unternehmen wächst schnell. Laut Lynch können eine oder zwei dieser Aktien für eine erfolgreiches Privatportfolio sorgen.
Risiko bei Fast Growern ist teilweise die Finanzierung, da für Wachstum auch Geld zur Verfügung stehen muss, weshalb bei kleinen Fast Growern sehr große Vorsicht geboten ist. Das gilt vor allem in Zeiten von Inflation, wo es durch steigende Zinsen schwieriger wird, sich Geld zu leihen.
Fast Grower sind zum Beispiel Microsoft, Alphabet, Facebook oder das recht kleine Upstart. Upstart habe ich letztens beispielsweise bei ScalableCapital gekauft.
Zykliker
Diese Unternehmen haben oft ein uneinheitliches Chartbild und entwickeln sich beeinflusst vom aktuellen Wirtschaftsgeschehen. Klassische Zykliker sind Airlines, Automobilkonzerne und Rohstoffkonzerne. Nach Krisen und in Zeiten des Aufstrebens entwickeln sich Zykliker sehr gut. Zum Beispiel gingen Automobilkonzerne, Airlines und Kreuzfahrtunternehmen an dem Tag des Konjukturpakets der USA, am 24. März 2020, rasant nach oben. (Der DAX an sich machte an dem Tag 11%.)
Gibt es aber Krisen, sind sie umso mehr betroffen. Das kann man zum Beispiel gut an Daimler sehen. Daimler habe ich in der Krise 2020 für 22 Euro pro Anteil gekauft. Da war Daimler abartig günstig und sehr weit unter Buchwert. Solche Unternehmen kann man also gut nach Krisen kaufen. Man sollte sie aber auch wieder loswerden und nicht mit Stalwarts verwechseln.
Turnarounds
Turnarounds sind als Subgruppe der Zykliker zu verstehen. Beim Kauf eines Turnarounds hofft man auf extreme Gewinne, nachdem das Unternehmen entweder 1) stark abgestürzt oder 2) fast insolvent gegangen ist. Man kann bei Turnaround-Kandidaten davon profitieren, dass andere Anleger an das Unternehmen nicht mehr glauben und den Kurs somit auf sehr niedrige Werte treiben, weshalb dann zum Beispiel mehr Gewinn als Marktkapitalisierung gemacht wird oder andere Phänomene auftreten.
Turnarounds finden sich zum Beispiel nach schweren Krisen oder nach schweren Fehlentscheidungen der Unternehmensseite. Bei Turnarounds ist das Risiko hoch – der mögliche Gewinn aber auch. Als Turnaround kann man zum Beispiel Bayer ansehen.
Das Unternehmen durch die Rechtsstreitigkeiten um Round-Up unter sehr starken Druck gekommen. Bayer musste Rückstellungen bilden, ist stark verschuldet und am Markt als Weltkonzern nur noch 50 Milliarden Euro wert. Hier setzen Anleger jetzt auf einen Turnaround. Bayer ist sehr günstig und auch bei mir im Depot.
Asset plays
Bei Asset plays werden Unternehmenswerte wie zum Beispiel Grundstücke oder Umlaufvermögen übersehen. Nach dem beliebten Beispiel kauft man durch so etwas zum Beispiel einen Euro mit 50 Cent. Man sollte aber nicht immer denken, dass man gerade mehr Durchblick als alle anderen Marktteilnehmer (inklusive Analysten und Banken) hat. Asset plays sind in der heutigen Zeit sehr schwer.
Fazit:
Jeder sollte eine Vorstellung von verschiedenen Unternehmen und deren Sinn für das eigene Investieren haben. Man sollte wissen, welche Charakteristika jede Klasse an Unternehmen mit sich bringt und für welche Vorhaben beim Investieren die Unternehmen im Regelfall geeignet sind. Zum Beispiel wird man mit klassischen Blue Chips Slow Growern selten den Mehrfachbagger erreichen. Ebenso ist aber auch das Risiko geringer. Entwickelt also unbedingt ein Gefühl für Unternehmen und bedient Euch verschiedener Kategorien, je nachdem, welche Schwerpunkte Ihr bei Eurem Portfolio setzen möchtet.
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