28. Januar 2023
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Wie macht man die ersten Schritte beim Investieren

Der Weg zum langfristigen Vermögensaufbau

Viele hören bei Youtube oder Instagram über Aktien und ETFs. Oft ist die Meinung über Aktien aber eher schlecht. Bekannte haben Geld mit Aktien verloren oder man hat gehört, dass Finanzmärkte im Allgemeinen doch Zockerei seien. Im Schnitt jedoch, kann man mit Aktien, am einfachsten in Form von breiten Indexprodukten, wie zum Beispiel ETFs, eine Rendite von 7-10% pro Jahr erzielen. Jeder sollte, wenn es im Rahmen des Machbaren liegt, seine Finanzen aufbauen. In Deutschland ist das wichtig, da die gesetzliche Rente bei vielen Menschen nicht ausreichen wird. Ich gebe Euch heute ein paar Erfahrungen mit.

Die ersten Schritte

Du hast von Aktien/ETFs gehört und möchtest Dir erstes Wissen aneignen? Ich habe mir damals zum Beispiel „Der rationale Kapitalist“* von Kolja Barghoorn (AktienMitKopf auf Youtube) durchgelesen. Das Buch hat jetzt nicht den wissenschaftlichsten Ansatz, aber es eignet sich bestens, um ein grobes allgemeines Verständnis über Börse und Grundbegriffe der Finanzwelt zu erlangen. Das Buch ist witzig geschrieben und leicht zu lesen. Ihr werdet also nicht gelangweilt. Ebenso eignen sich Youtube-Videos oder Blog-Beiträge perfekt, um einen grundsätzlichen Eindruck zu bekommen, wie Investieren funktionieren kann.

Wie geht es weiter?

Nachdem Ihr einen Eindruck gewonnen habt, solltet Ihr gleich konkreter werden. Teilt Euch vielleicht die Finanzen so gut es geht besser ein und stellt fest, wie viel Ihr monatlich investieren könnt und wollt. Dazu könnt Ihr erstmal Eure Ausgaben zum Beispiel einen Monat genau betrachten und vielleicht sogar herausfinden, ob „sinnlos“ Geld ausgegeben wird. Steht Euer Budget, dann solltet Ihr möglichst bald mit dem Investieren beginnen. Von einem Musterdepot/Demokonto halten wir ehrlich gesagt nicht viel.

Weg zum Depot/Brokerwahl

Früher waren Aktie mehr etwas für Reiche und Finanzexperten, da die zum Beispiel die Gebühren höher waren. Bei vielen Brokern heutzutage könnt Ihr sehr günstig Aktien kaufen.

Bei der Brokerwahl sollte bedacht werden, welches Modell Euch am meisten zusagt. Bedacht werden müssen die Gebühren (hoch/niedrig), die Börsenplatzauswahl, die Aktienauswahl (klein, groß, spezielle Aktien im Blick?), die Benutzeroberfläche (übersichtlich/unübersichtlich) und Verfügbarkeit (z.B. bei Krisentagen mit großen Handelsvolumen).

Das sind jetzt ein paar Punkte. Wenn Du eher einfach mal anfangen möchtest, dann macht ein Neobroker mit ganz kleinen Gebühren sehr viel Sinn. Da gibt es zum Beispiel den Smartbroker, Scalable Capital und TradeRepublic*. Alle drei sind gute Lösungen. Ihr solltet immer aktuell nachschauen, welche Konditionen es gerade gibt. Youtube-Videos vergleichen auch oft die Anbieter. Beispiel:

ETF Depotvergleich Finanzfluss

Nachdem Ihr Euch entschlossen habt (denkt darüber nicht zu lange nach, im Endeffekt sind sich die Neobroker recht ähnlich), solltet Ihr Euer Depot erstellen. Dazu einen Personalausweis oder ein anderes Ausweisdokument bereithalten, Eure Daten eingeben, dann VideoIdent oder PostIdent machen und starten.

Beachtet, dass Ihr auf Euer neues Depot den Freistellungsauftrag legen solltet, damit Ihr 801€ steuerfrei einnehmen könnt. Dabei hilft Euch der Broker, der übrigens auch Eure Steuernummer ermittelt. Merkt Euch Eure PUKs, Passwörter usw. gut und dann steht dem Investieren nichts im Wege.

Das erste Anlageprodukt? Aktiv/passiv investieren? Einzelaktien oder nicht?

Generell weiß man am Anfang gar nicht, was man alles nicht weiß. Außerdem ist es wie bei jedem Thema: Wenn man zum Beispiel mit Krafttraining anfängt, dann wird man nicht sofort sehr stark sein. Man muss sein Training und die Ernährung stetig anpassen und dranbleiben. Und selbst nach vielen Jahren lernt man immer weiter dazu. So ist es auch bei Aktieninvestments. Dazu sei gesagt: Mehr als eine durchschnittliche Rendite (7-10% pro Jahr) zu erzielen, schaffen nur die wenigsten Anleger.

ETFs

Geht also ruhig an die Sache heran. Am Anfang eignet sich ein ETF dazu, um eine marktbreite Rendite einzufahren. Dazu könnt Ihr einen von Euch wie oben beschrieben festgelegten Betrag monatlich investieren. Empfehlenswert ist zum Beispiel der Vanguard FTSE All-World UCITS ETF. Dieser ist bei Scalable Capital besparbar. Auch eine „Zwei-ETF-Lösung“ aus einem iShares Core MSCI World UCITS ETF (70% der Sparsumme) und einem iShares MSCI EM UCITS ETF (30% der Sparsumme) ist möglich. Zur ETF-Auswahl solltet Ihr unbedingt folgende Quellen noch kennen:

Das Buch über ETFs von Gerd Kommer müsst Ihr natürlich nicht zwingend lesen. Für alle, die noch sehr viel mehr über ETFs und die Gründe für einen passiven Investment-Ansatz erfahren wollen, ist es aber eins der Vorzeigewerke.

Einzelaktien

Mit der Zeit werden manchen von Euch die ETFs alleine nicht mehr reichen. Viele, so auch ich, suchen mit Einzelaktien eine Überrendite, die aber nur die wenigsten Anleger so erwirtschaften.

Wenn Euch aber Einzelaktien interessieren, dann solltet Ihr unbedingt erstens eine grundsätzliche Bilanzanalyse durchführen können, zweitens Bewertungsmodelle wie ein DCF-Modell verstehen und drittens die Kennzahlen der Unternehmen verstehen und in einen Kontext setzen können. Dabei ist ein Kennzahlen-Buch unerlässlich. „Unternehmensbewertung und Kennzahlenanalyse“ von Nicols Schmidlin ist da sehr zu empfehlen.

Vergesst dabei nie, dass die meisten von Euch keine studierten Finanzexperten sind und selbst diese oft keine Überrendite einfahren. Einzelaktieninvestments sorgen besonders bei steigender Anzahl der Positionen dafür, dass das Depot unübersichtlicher wird, dass mehr Risiken entstehen und dass Ihr mehr Zeit für die „Überwachung“ des Depots aufwenden müsst.

Das alles fließt hoffentlich in Eure Entscheidungen mit herein. Ich selbst habe als Anfänger-Anleger schon Aktien verkauft, weil mir wirklich klar geworden ist, dass ich absolut keine Ahnung vom Unternehmen, der Bewertung oder dem Geschäftsmodell hatte. Ehrlichkeit mit sich selbst ist sehr wichtig.

Wenn Euch Einzelaktien aber zusagen, wie mir auch, dann fangt gerne mit der Zeit damit an, auch Einzelwerte dazuzunehmen. Ein Plan zum Beispiel kann sein, Stück für Stück, nachdem die ETF-Position 10.000€ erreicht hat, ein paar Einzelaktien dazuzukaufen. Dabei solltet Ihr natürlich aber auch diversifizieren. Dafür eignen sich neben der ETF-Basis 10-20 Einzelwerte. Sowas wird auch Core Satellite-Strategie genannt. Mehr dazu hier. Wenn es Euch Spaß macht, dann umso besser, da Ihr dann motivierter seid und Euch immer mehr mit Finanzen auseinandersetzt.

Finanzquellen

Ein paar Quellen, die beim Investieren (besonders in Einzelaktien) nützlich sind:

  • seekingalpha.com (Meinungen von vielen Analysten, topaktuelle Zahlen, Dividendenübersicht…)
  • finanzen.net (deutsche Standardadresse zum Suchen von Aktien –> erster Blick auf Kennzahlen, Bilanz usw.)
  • AlleAktien.de* (tiefgründige Premiumanalysen, wir nutzen den Service deshalb selbst und bewerben ihn)
  • aktie.traderfox.com (Aktienterminal, Daten auf Basis der Morningstar-Datenbank, bestens für Analyse und Bewertung)
  • finviz.com (kostenloses Suchen von Aktien mithilfe vieler Suchkriterien)
  • Investor Relations-Abteilung des jeweiligen Unternehmens (Unternehmen treten so mit Anlegern und potenziellen Anlegern in Kontakt und geben Infos und Berichte heraus)

Motivationsverlust? Wie dabei bleiben?

Beim Investieren können auch Rückschläge auftreten. Wichtig dabei ist, nicht zu denken, dass man dann sofort alle Aktien verkauft und das Depot schließt. Damit nicht sofort Misserfolge auftreten, solltet Ihr langsam starten und dann stetig die Sparsummen erhöhen.

Davon abgesehen ist es wichtig, dass Ihr in Krisenzeiten Eurem Depot treu bleibt. Eine Finanzkriese tritt ca. alle 10 Jahre auf. Doch nur der, der wirklich in einer Krise verkauft, wird mit Aktien/ETFs eine negative Rendite erleiden. Stattdessen solltet ihr die Krise, soweit es möglich ist, für aggressive Käufe nutzen. In einem Börsencrash ist der Markt meistens sehr irrational und man kann Qualitätsunternehmen teilweise sehr günstig kaufen. Ich (Max) konnte während der Coronakrise einige Unternehmen kaufen, dessen Kurs sich seitdem verdoppelt oder sogar verdreifacht hat. Hier habe ich mal zwei Beispiel gezeigt.

Am besten ist, wenn Ihr auf Sicht einen „Investment-Buddy“ habt, also eine Person, mit der Ihr zusammen investiert. So könnt Ihr beide dann voneinander profitieren und Euch auch bei Rückschlägen gegenseitig motivieren. Der Wissensaustausch spielt dabei auch eine große Rolle.

Unsere ersten Schritte beim Investieren

Ich (Max) hatte auch schon früher mit meinem Vater in einem Junior-Depot meine ersten Aktien. Das war 2009 oder 2010. Ich hatte damals BMW-Aktien im Depot, die für 17€ eingekauft wurden. Davon abgesehen tat sich aber nicht viel im Depot und obwohl immer Interesse vorhanden war, startete ich mit dem Investieren dann erst 2018 so richtig.

BMW Kursverlauf seit 2000
Google Finance BMW Aktienpreis seit 1996

Niklas und ich informierten uns 2018 intensiv über Anlagemöglichkeiten, Finanzmärkte und ETFs. Dazu trafen wir uns immer, tauschten Informationen aus halfen uns gegenseitig, zum Beispiel beim Erklären von Finanzprodukten und Funktionsweisen der Börsenwelt. Mit der Zeit kamen dann mehr Quellen dazu: Wir lasen ein Kennzahlenbuch und noch viele weitere Bücher, informierten uns auf Blogs, auf Finanzseiten und auf Youtube.

Mit der Zeit wuchs unser Wissen. Wir setzen unseren ersten ETF-Sparplan auf und bald gesellten sich auch ein paar Einzelaktien dazu. Ein ETF (Swap Emerging Markets ETF) wurde wieder getauscht, da er ein Fehlgriff war. Auch wurden die Sparpläne von comdirect auf Trade Republic* umgezogen, da es dort weniger (im Fall von Sparplänen keine) Gebühren gibt.

Bei mir besteht zur Zeit ein Depot bei comdirect, da ich die Oberfläche und Möglichkeiten des Brokers immer noch sehr schätze, ein Depot bei Trade Republic*, um die Sparpläne abzuwickeln und ein kleines „Zockerdepot“ bei Scalable Capital. Niklas hat aufgrund von Gebühren sein Depot von der comdirect zur ING-DiBa umgezogen, bespart und kauft aber den Großteil bei Trade Republic*.

Am meisten fällt uns auf, dass sich unser Wissen und unsere Vorstellung von Abläufen der Börse stark geändert hat. Mittlerweile hat sich echt ein Bewusstsein für die Zahlen entwickelt und wir können Unternehmen besser einordnen und bewerten als es noch am Anfang der Fall war. Auch Fehler, die gemacht wurden, wurden sinnvoll eingeordnet und verbessern gegenwärtig das Verhalten an der Börse. Wir überprüfen auch gegenseitig unsere Investment-Entscheidungen. Auch unsere erste Krise (Corona) konnten wir zusammen durchstehen. Wir sind froh, dass wir gemeinsam investieren und uns schon recht viel Wissen angeeignet haben.

Alle Texte sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar (§ 85 WpHG). Sie dienen lediglich der persönlichen Information und geben ausschließlich die Meinung des Autors wieder. Es wird keine Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie abgegeben.

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